Über mich

...Vieles über mich - also, eigentlich fast alles...Zwinkernd

Nach dem chinesischen Kalender lag mein Geburtsjahr im Zeichen des 'Wasser-Drachen' in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Zu der Zeit war sicherlich nicht annähernd abzusehen, wohin mich der Fluss des Lebens treiben, noch welche Ufer ich in seinem späteren Verlauf betreten würde.

Aufgrund der Fülle und Dichte meiner Erlebnisse erscheint es mir, als wäre entschieden mehr  Zeit vergangen, als es tatsächlich ist.

Die Eltern waren Kriegs-Flüchtlinge aus Westpreußen und Pommern. Sie begegneten sich in einem kleinen Dorf im 'Märkischen Kreis' (NRW). Sie fanden eine Bleibe in einem Häuschen am Rande eines Dorfes, dort wurde ich geboren. Es gab eine Wohnküche und ein gemeinsames Schlafzimmer, in dem ich im Winter die Eisblumen am Fenster bewunderte. Ein großer Garten diente zur Selbstversorgung, wie üblich. Wir waren recht arm, litten aber nie unter Hunger.  Nach etlichen Jahren zogen wir in eine Wohnung im Dorf, in der es auch ein richtiges Bad gab.

Die mich in meiner Geburts-Region umgebenden Berge irritierten mich bereits als Kind; gefühlt und tatsächlich nahmen sie mir jegliche 'Weitsicht'. Als noch kleines Mädchen befragt, war mein erster dringlicher Berufswunsch, 'Zigeunerin' zu werden! Dass die Menschen immer unterwegs sein konnten und nicht an einen Ort gebunden seien, faszinierte mich sehr, und das zumindest war mir auch bereits bekannt. Da meine Haare sehr dunkel waren und ich wusste, dass Mädchen später Busen und auch Kinder bekommen können, wünschte ich mir auch sehnlichst braune Augen dazu... Weitere Begleitumstände dieser Thematik, und dass es wirklich keinen Beruf 'Zigeuner' gibt, wusste ich zu dem damaligen Zeitpunkt natürlich noch nicht! Erstrebenswerte weitere Berufswünsche, wie zum Beispiel die der Pferdepflegerin, oder der Zirkusreiterin auf dem weißen Pferd, oder der Sängerin erwähnte ich besser erst gar nicht…

Mit knapp siebzehn Jahren konnte ich nach neun Jahren Volksschule sowie einem zweijährigen  'Berufsfachschulabschluss sozialpflegerischer Richtung' dann die für mich gefühlte einengende Umgebung endlich verlassen. Buchhändlerin war nach einer Berufsberatung eine erste Idee, die aber nicht weiter verfolgt wurde. Die 'Staatlich geprüfte Wirtschafterin' sollte dann allerdings das erstrebenswerte Ziel sein - es war gut gemeint, jedoch definitiv nicht meins, befriedigte aber zumindest meine besorgten Eltern nach dem Motto: "Was soll denn bloß aus dem Kind werden?" Fit gemacht für das Leben sollte ich werden, vielleicht sogar die Zierde eines herrschaftlichen Haushaltes, oder zumindest eines Gatten?! Die Ausbildung begann dann in einem privaten, gutbürgerlichen Meister-Haushalt im Rheinland, was mir auch gleichzeitig ganz neue Lebenswelten erschloss. In einem richtigen herzlichen Familienverbund zu sein, bedeutete mir sehr viel und lebte dort ein Jahr lang. Meine ehemalige Lehrfrau und ich sind auch weiterhin im Kontakt. Nach einer insgesamt dreijährigen Lehr-, Lern- und Fachschulzeit in jeweils verschiedenen Orten, schloss ich diese Ausbildung mit Erfolg ab. Hätte mich dieser Beruf mehr begeistert, wäre sicherlich eine sehr steile Karriere die Folge gewesen, irgendwie sollte (s)ich mein Leben jedoch anders gestalten...

Durch Begegnungen mit weiterhin liebevollen, interessanten sowie an mir interessierten Menschen lernte ich mehr und mehr, meinen Blick auch ein wenig über den Rand meines 'Tellerchens' schweifen zu lassen – Vertrauen begann sich zu entwickeln! Und, ich wurde neugierig auf das Leben und die Welt! Dazu ergab sich, ganz passend, dass ich auf die Anzeige einer 'au-pair'-Stelle in New York, und  nur mal 'so zum  Spaß' antwortete, meine Bewerbung wurde angenommen – und ich griff zu!
Was für eine Stadt! Vom ersten Moment an war ich präsent - es wurde 'meine' Stadt! Immer noch lassen Bilder oder nur Gedanken an New York eine besondere Art leicht irrationaler Sehnsucht oder auch so etwas wie 'Heimweh' in mir aufsteigen. Da mein letzter Besuch dort schon recht lange zurück liegt, zwischenzeitlich sich sehr vieles ereignet hatte und sich auch etliche andere Ziele auftaten, werden diese Gefühle einfach weiterhin romantisch 'gepflegt'...

Die 'au-pair'-Zeit brachte viel Arbeit und sehr besondere und bereichernde Eindrücke mit sich; 'meine Familie' bestand aus einem älteren jüdischen Ehepaar, ihre beiden Kinder waren bereits erwachsen. Für eineinhalb Jahre lebte ich nun zusammen mit einer Professorin für politische Wissenschaften und ihrem Mann, Arzt und Professor für Nierenheilkunde, und arbeitete für sie.  Mit sehr viel Glück hatten sie noch Ende 1939 Berlin verlasssen können, emigrierten in die USA und bauten sich dort eine neue Existenz auf! In ihrem schönen großen Acht-Zimmer-Haushalt in einer guten Wohngegend in Manhattan alles zu tun, was zu tun war sowie gleichzeitig wie ein Mitglied der Familie aufgenommen zu sein, war zusätzlich zu meinen noch rudimentären English-Kenntnissen eine Herausforderung! Es eröffneten sich mir gleichwohl beeindruckende Welten in intellektueller wie auch kultureller Hinsicht. Auch kamen viele internationale, illustre Gäste zu ihren Parties, für deren Gelingen ich mit verantwortlich war. Es war sicherlich von Vorteil, eine 'Staatlich geprüfte Wirtschafterin' als Unterstützung im Hause zu haben. Mein Glück war es wiederum auch, ganz normal mit Ihnen leben zu können sowie mit eingeladen zu sein in die Metropoliten Opera, oder auch zum Beispiel Rudolf Nujerew im ‚Schwanensee‘-Ballett tanzen zu sehen, oder auch Martha Graham! Es war grandios - was für Geschenke! Solche und ähnliche Veranstaltungen brachten mich der Welt der sogenannten gehobeneren Kultur etwas näher und ließen mich, das gefühlt ‚kleine schüchterne Mädchen hinter den unüberschaubaren Bergen im Sauerland‘ schon sehr ehrfürchtig und mit großen Augen staunend sein - und sehr dankbar!

Da ich nicht für immer der Haushalts-Tätigkeit meines ungeliebten Berufes nachgehen wollte und nach diesen eineinhalb Jahren eine Rückkehr nach Deutschland für mich undenkbar war, zog ich um. Zum Abschied erhielt ich eine wunderschöne Perlenkette, wir blieben im Kontakt so lange meine 'au-pair'-Familie lebte. Weitere eineinhalb Jahre wohnte ich dann in der Nähe des East River in einem Zimmer mit Bad bei einer alten entzückenden jüdischen Dame, Mrs. Tannenberg, vermittelt durch meine vorige Familie. Somit machte ich Platz für das nächste au-pair-Mädchen, eine weitere 'Perle' in ‚a string of pearls‘... Für mich hatte sich zwischenzeitlich über Bekannte die Möglichkeit ergeben, im neu aufzubauenden Kundendienstbüro einer deutsch-spanischen Import-Export-Firma das Speditionswesen erlernen zu können. Warum also nicht, wieder etwas Spannendes und ganz Neues auszuprobieren?! Diese ungewohnte Tätigkeit bereitete mir nach und nach sehr viel Freude und prägte auch mein gesamtes Kommunikationsverhalten nachhaltig. Unter Anderem hatte sie auch den Vorteil, dass ich mich mehr und mehr in der englischen Sprache zu Hause fühlen lernte, was mir viel Spaß bereitete. Ich musste stetig das Telefon bedienen und kommunizieren - ob ich konnte, oder nicht sowie auch die Korrespondenz bewältigen, die  mittels Dictaphon und IBM-Kugelkopf Schreibmaschine stattfand.                                                                                                                                                                                                                 Die Arbeit verlief unter dem 'learning-while-doing'-Aspekt, eben 'The American way' gemeinsam mit dem deutschen Ehepaar, das schon lange in NYC lebte und arbeitete. Es war recht heraus fordernd und zu Beginn nicht so einfach, dafür jedoch enorm interessant und spannend!

Schon während meiner au-par-Zeit hatte ich das große Glück, eine wunderbare Dame kennen zu lernen und meine zusätzliche Englischlehrerin nennen zu dürfen. Marian Reith war bei unserem Erstkontakt bereits Anfang siebzig – uns trennten nur mal so eben fünfzig Jahre! Sie sprühte vor Vitalität und Intelligenz und besaß einen großartigen Humor! Einer ihrer prägnanten und mir Weg weisenden Sätze war: "Ich kann doch nicht mit einem Blumentopf in der Hand auf dem Friedhof sitzen und warten bis ich sterbe, nur weil ich berented bin!" (Das wurde und ist bis heute mein Credo!) Marian war vormals als Psychologin und Therapeutin tätig gewesen sowie ehemalige C.G. Jung-Schülerin; eine erste Ahnung von Psychologie gewann ich durch sie. Wissbegierig sog ich alles auf und ließ mich auch  gerne in ihre große Familie in Kalifornien aufnehmen, zuerst über Korrespondenz und dann auch persönlich (dieser Kontakt besteht bis heute); es wurde der Beginn meiner etlichen 'Wahl-Verwandtschaften'!

Alles in Allem war die Zeit in New York für mich außerordentlich lehrreich, interessant und sehr prägend. Wie gerne wäre ich auch geblieben! Aufgrund einer gesundheitlichen Problematik und dadurch absehbarer finanzieller Folgen, entschloss ich mich jedoch schweren Herzens, mein geliebtes New York, und damit Amerika, mit großem Bedauern nach insgesamt drei Jahren zu verlassen! Zuvor nutzte ich aber noch die Zeit, dieses unglaublich faszinierende Land kreuz und quer mit dem 'Greyhound-Bus' zu bereisen und etwas näher kennen zu lernen! Dieses habe ich später noch über mehrere Jahre hinweg tun können und bekam somit einprägsame Eindrücke von Mexico über die USA-Westküste und Alaska sowie quer durch Kanada - und immer wieder ging es zurück nach New York! Auch auf diesen und anschließenden abenteuerlichen Reisen durfte ich wesentlichen und bis heute für mich wichtigen Menschen begegnen!

Zurück in Deutschland legte ich ein halbjähriges Zwischenspiel im deutschen Hauptbüro der NYC-Spedition ein; es war nicht bekömmlich für mich. Meine guten erworbenen Kenntnisse aus New York waren nicht gefragt und das, was von mir erwartet wurde, war mir nicht vertraut - ein Desaster für Körper und Geist - den Befriff 'mobbing' gab es damals noch nicht... Ich verließ den Betrieb und absolvierte anstatt dessen innerhalb von zwei Jahren sehr erfolgreich den zweiten Bildungsweg. Während dieser Zeit stabilisierte sich mein Selbstwertgefühl, ich begann innerlich zu wachsen, erholte mich wieder und gesundete. Bevor es jedoch dann in Richtung  Studium des Sozialwesens ging, das mir als Arbeiter-Kind erstrebenswert erschien, wollte ich unbedingt erst noch etwas mehr von der Welt kennen lernen, einen Vorgeschmack hatte ich ja bereits erwerben können!

Während meines Aufenthaltes in New York hatte ich Kontakt zum Direktor einer Stiftung, der  'Dooley Foundation', die unter anderem in Nepal Gesundheitsstationen aufbaute. Ursprung und ideeller Hintergrund sprachen mich sehr an; über diesen Weg wurde auch mein generelles und allgemeines Interesse an Asien bereits Ende der 70-er Jahre geweckt. Die Idee wurde geboren, nach Nepal zu reisen, mir vor Ort ein Bild zu machen, um vielleicht auch später in irgend einer Form sozial zusammen zu arbeiten, oder zumindest Spenden zu sammeln - es wurde mir zu einem Bedürfnis, das ich erfüllen musste!

Der gute Kontakt eines Freundes zu seinem in Japan lebenden Freund ließ mich die Idee in die Tat umsetzen, mich mit der Idee 'Sprachunterricht in Japan' zu befassen, da ich nun auch die englische Sprache in Wort und Bild sehr gut beherrschte. Schließlich musste meine anvisierte zweijährige Auszeit auch finanziert werden, und das sollte dort gut möglich sein! Ich informierte mich also über Japan so weit es mir möglich war und setzte meinen Plan frohen Mutes und erwartungsvoll in die Tat um. Ich verließ Deutschland im Juni 1980, der Weg führte mich zuerst einmal wieder über NYC und dann gen Westen, wo meine Kalifornischen Freunde mir ermöglichten, im Lager einer Computerfirma mein Taschengeld aufzubessern! Sie bereisten in der Zwischenzeit für ein paar Wochen Europa, ich hütete Haus, Katzen und Garten, konnte ihren Pickup nutzen und hatte eine gute Zeit! Und dann endlich, ging es Richtung Asien mit meinem ersten Stopp-over in Hawai‘i, wo ich wiederum die großartige Gastfreundschaft erleben durfte, die mir über Freunde und Freunde und… zuteil wurde. Hawai’i – wie unglaublich war das denn?!?

Im September landete ich dann endlich in Japan! In der Nähe von Kyoto bezog ich ein kleines Zimmer in einem alten traditionellen Holzhaus in einem schön angelegten Garten bei besagtem Freund des Freundes, einem Amerikaner sowie dessen neuseeländischer Freundin. Auf Anhieb verstanden wir uns gut. Nach einer Woche bewarb ich mich auf eine Anzeige an einer Sprachenschule und wurde angenommen! An der 'Berlitz Schools of Languages' in Osaka durchlief ich ein umfangreiches, spezielles Training und wurde so zu meinem eigenen Erstaunen eine 'sensei' für deutsche und englische Konversation! Die Lehrtätigkeit bereitete mir viel Freude und lag mir sehr! Ich übte sie ein Jahr lang aus. Nach den ersten sechs Wochen musste ich jedoch den Status meines Visum ändern lassen, was einen ungeplanten 'Ausflug' zur nächsten japanischen Botschaft nach Seoul in Korea bedeutete.
Diese Aktion geriet zu einer Prozedur, die sich länger hinzog als erwartet, dadurch gab sie mir jedoch die unverhoffte Gelegenheit, zwei Wochen durch dieses unbekannte Land zu reisen - und das gefiel mir wiederum sehr gut!

Es würde hier den Rahmen sprengen, ausführlich über meine Zeit in Japan zu berichten! Es sei  nur erwähnt, dass ich alle erdenklichen Kultur-Schocks durchlief und es lange dauerte, bevor sich mir die japanische Psyche ganz langsam zumindest annäherungsweise erschloss! Erst als ich durch das alltägliche Miteinander, viel Austausch und Literatur dem ein ganz klein wenig näher kam, gelang es mir, die Menschen in ihrem Handeln und Sein ein wenig besser kennen zu lernen und zu verstehen, sowie meine Position als Fremde - als Ausländerin - mehr und mehr in der mich umgebenden Fremdheit anzunehmen. Erfahrungen, dass Kinder hinter mir her liefen und ‚gaijin‘, ‚gaijin‘ riefen, ja, auch die gehörten dazu. Gleichwohl begann ich ganz langsam, die unglaublichen kulturellen Angebote wahrzunehmen und zu genießen und somit die Schätze, die mich umgaben, intensiver zu nutzen. An Kursen im Gestalten und Arrangieren von Blumen sowie Tusche-Zeichnen nahm ich Teil, erlebte traditionelle Feierlichkeiten, Theateraufführungen, die leuchtend bunte Herbstzeit sowie die prachtvolle Kirschblüte im Frühling - diese beiden Jahreszeiten empfand ich klimatisch angenehmer, als Winter und Sommer. Niemals vorher oder danach war es mir je so heiß beziehungsweise so kalt gewesen! Nach anfänglichem Fremdeln meinerseit erschloss sich mir auch die japanische Küche und wurde später zu meiner  Lieblings-Cuisine. Die Erkenntnis des Unterschiedes zwischen meinem angelesenen Wissen (über Japan) und der Erfahrung in Japan zu leben, wurde mir täglich bewusster!

Es kam dann unvermeidlich wieder die Zeit, weiter zu ziehen! Mit der Vorfreude auf bestimmt neue Erlebnisse und mit gleichwohl großem Bedauern und auch Wehmut, verließ ich Japan nach diesem unbeschreiblich intensiven Jahr und wiederum zurück zu lassenden Freundschaften. Mit einer sehr tapfer ersparten guten Summe an Geld, einem Reichtum an Erfahrungen, fast einem Jahr Zeit vor mir, kam ich Nepal, dem eigentlichen Ziel meines ursprünglichen Planes, näher. Vorab begab ich mich aber noch über Hongkong auf eine dreiwöchige und sehr beeindruckende Reise durch China; die Möglichkeit, dieses riesige und faszinierende Land auch individuell zu bereisen, bestand gerade erst seit drei Monaten! Gemeinsam mit einer ebenfalls spontanen und sehr am Land interessierten Reisegefährtin, die ich in dem Hostel in Hongkong kennen lernte, wurde auch das ein unvergessliches Erlebnis – wir ergänzten uns wunderbarerweise großartig!

Nach einem Stopp in Thailand erreichte ich dann endlich Nepal: Bereits diese ersten Bilder nahmen mir fast den Atem; diese mächtige, weiße, schier unendliche Bergwelt des Himalaya unter mir aus der Luft zu erblicken, ließen mich sehr still und ehrfürchtig sein!

Die Ankunft in Kathmandu fand in einem Meer aus Kerzen statt: Es war der erste Abend des Lichterfestes 'Diwali', einem bedeutenden fünftägigen, hinduistischen, fröhlichen Fest mit spirituellem und sozialem Charakter. Welch ein zauberhafter Empfang!

Nepal berührte mich sehr tief und eroberte mein Herz im Sturm! Die Menschen strahlten eine besondere Anmut, Herzlichkeit und Freundlichkeit aus, verbunden mit Würde und natürlichem Stolz sowie einer tiefen 'Alltags'-Spiritualität. Das hatte ich vorher so noch nie erlebt! Dieses kleine Land zwischen den höchsten Berggipfeln der Erde gelegen, beherbergte zu dem Zeitpunkt die größte Vielfalt an ethnischen und religiösen Minderheiten, die harmonisch miteinander lebten! Zu dem Zeitpunkt war es das einzige hinduistische Königreich der Welt. Sein Herrscher gehörte mit zu den reichsten Einzelpersonen der Welt, das Volk lebte allerdings größtenteils in tiefer materieller Armut, was sich mittlerweile noch durch Naturkatastrophen und Pandemie verschlimmert hat. Die Hauptstadt Kathmandu wurde bereits schon damals von unendlich vielen Abenteurern und Unmengen von Touristen bevölkert, die in den Bergen wandern wollten, schon  zurück gekehrt waren oder aus anderen Gründen dort weilten. Tourismus würde in Zukunft der größte aber auch umstrittenste Wirtschaftszweig des Landes werden. All' dieses war zu Beginn der achtziger Jahre...

Meine Absicht, die geplanten, ehrenamtlichen Dienste in der lange vorab anvisierten und kontakteten abgelegenen Gesundheitsstation der Stiftung einzubringen, schlugen zu meinem großen Bedauern leider fehl - wir kamen einfach nicht zu einander. Vielleicht waren es ganz einfach nur Kommunikationsprobleme - es ließ sich nie ganz klären. Nun allerdings nichts anderes als Touristin zu sein, fühlte sich für mich in diesem Land überhaupt nicht richtig an und stand somit völlig außer Frage. Es dauerte nur kurz, bis eine deutsche Krankenschwester und ich uns begegneten. Ihr Ruf war ihr bereits voraus geeilt und unter Einheimischen und Touristen legendär: Seit mehreren Jahren arbeitete diese junge Frau ohne Gehalt im 'Bir-Hospital' in Kathmandu. Kost und Logis bestritt der deutsche 'Rotary-Club', die einheimische Sprache  'Nepali' beherrschte sie fließend; sie war hoch angesehen (und auch gefürchtet, wenn sie sich auf ihren Wegen durch Bürokratie und Korruption behindert sah und sich dann auch erfolgreich einmischte!). Ich hatte noch genug Zeit und Geld, und von meiner Idee, sie durch 'Handlanger-Dienste' in ihrer Arbeit zu entlasten, war sie sehr begeistert, schnell wurden wir ein Team, das sich einspielte und gut funktionierte!

Innerhalb meines knapp halbjährigen Aufenthaltes in Nepal musste ich nach meinen insgesamt eineinhalb Jahren meines Lebens in Asien für ein paar Wochen nach Deutschland. Das war in der Tat wiederum ein Kultur-Schock, dieses Mal der anderen Art – bis auf meine Freunde es erschien mir alles sehr befremdlich - bis auf meine Freunde. Asien hatte Spuren hinterlassen! Ich hielt die Zeit so kurz wie erforderlich; die Wohnung musste neu untervermietet werden, ich musste mich für das Studium immatrikulieren. Hinzu gab es noch eine Überraschung...

Zurück nach Nepal hatte ich nun nicht nur zweihundertfünfzig Kilogramm von im Rheinland gesammelten und gespendeten ärztlichen Hilfsmitteln und Medikamenten im Gepäck sowie eine schriftliche Erlaubnis der dortigen nepalischen Botschaft in Bonn, diesen Transport auch zu tätigen und zu begleiten, sondern zusätzlich die räumliche und zeitliche Trennung einer ganz zarten, neuen Liebes-Beziehung zu einem Mann zu verkraften (er wurde zwei Jahre später der Vater meines Sohnes).

In Nepal arbeitete ich mit großer Begeisterung weiter im Rahmen meiner Möglichkeiten, indem ich der Krankenschwester Christina zur Hand ging und sie in ihrer Arbeit so weit entlastete, wie möglich. Es war eine außerordentlich spannende und befriedigende Zeit; ich lernte viel über die Menschen und das dortige Leben.

Auch hier rückte irgendwann der Abschied näher. Ich wusste, dass ich viele liebevolle herzliche Menschen sehr vermissen würde sowie die Vielfalt an Farben und Düften, besonderen Eindrücken und Erlebnissen, das einfache und leckere, zu Tränen rührende, extrem scharfe Essen, den Anblick des gewaltigen und alles überragenden Himalaya, die besondere spirituelle Atmosphäre sowie das quirlige Leben und Treiben in den Straßen Kathmandus und den anderen Königsstädten. In gleichem Maße ließ ich auch Armut, Gestank und Schmutz zurück...

Meine tradierten Ansichten zum Thema 'arm' bzw. 'reich' hatten hier völlig andere Dimensionen angenommen - Demut und Dankbarkeit gewannen an Bedeutung!

Mit viel Wehmut im Herzen verließ ich Nepal, um mich ganz allmählich Deutschland und meinem bereits ohne mich begonnenem Studium (2. Semester) anzunähern. Meine Stationen auf dem Rückweg waren Thailand, Hongkong, Taiwan, Hawaii, Kalifornien (ich vermutete richtig, dass ich meine Englischlehrerin zum letzten Mal sehen würde!) und natürlich mein geliebtes New York! Zwei überaus spannende Jahre fanden ihr Ende und ein weiterer neuer Lebensabschnitt begann mit dem Studium. Durch die Geburt des Sohnes ein Jahr später ging ein 'Kindertraum' in Erfüllung, nämlich, auch eine kleine Familie zu gründen!

Nach vier Jahren trennten sich zu unserem großen Bedauern die familiären Wege; so weit es möglich war, blieben wir lange in der Nähe und im guten Kontakt. Wir wollten, dass dem Kind trotz der Trennung weiterhin beide Eltern regelmäßig zur Verfügung stehen.

Die Tatsache, nicht mehr nur allein Verantwortung für mich selber, sondern auch zum größten Teil für ein Kind zu tragen, bedeutete eine neue Herausforderung für mich. Beruf und Sohn zu vereinbaren und trotzdem noch Luft zum eigenen Atmen zu bekommen, war nur durch Logistik, gute Freunde, Glück und meine sehr vielfältigen Lebenserfahrungen sowie besondere Flexibilität möglich. So konnten die üblichen Höhen und Tiefen des 'normalen' Lebens der nächsten zwanzig Jahre gestaltet werden.
Später ergab es sich, noch einmal eine kleine halbjährige Auszeit einzurichten: als mein Sohn fünfeinhalb Jahre alt war, ging es auf unsere große Reise! Wir verbrachten eine eindrucksvolle und unvergessliche Zeit auf/in Neuseeland, Fidji und Hawaii (und natürlich überall immer wieder auf unzähligen Spielplätzen)! Die Erinnerungen wurden mit Bildern, Erzählungen und Dias aufrecht erhalten. Mittlerweile steht der Sohn seit über zehn Jahren auf eigenen Füßen und beschreitet auch im reinen Wortsinn 'selbstständig' seine Wege – und ist verheiratet.

Und Reisen? Die Sehnsucht ist häufig da, sobald es die Möglichkeiten zeitlich und finanziell erlauben, gebe ich dem 'Reise-Fieber' nach und es geht 'auf und davon', häufig alleine, aber gerne auch mit Freunden. So kamen in den vergangenen zwanzig Jahren Marokko und Indien (Meditation), die philippinische Insel Palawan sowie Einblicke in Guatemala, Portugal und Ägypten (Kairo und Assuan) und noch einmal ein längerer Aufenthalt in Hawai'i hinzu, wo ich jeweils Einladungen von Freunden gefolgt bin und sie besuchen durfte. Wer mir sagt, ich möge doch gerne zu Besuch kommen, sollte damit rechnen, dass ich mich dann auch beizeiten gerne auf den Weg mache, soweit möglich… J

Abgesehen von alledem - die Möglichkeiten, Reisen in die Erinnerung oder ins 'Innen' zu tun, bestehen für mich auch weiterhin stets und überall!

Und der Alltag? Lange war ich 'ganz brav' in fest strukturierter sozial-pädagogischer und psychiatrischer Beratung, Begleitung und Betreuung von Menschen mit einem entsprechendem Bedarf tätig, eine sehr erfüllende Arbeit, gleichwohl auch enorm herausfordernd. Mittlerweile hatten jedoch auch dort ausufernde Bürokratie sowie wirtschaftliches Verwalten immer mehr Raum eingenommen, was meinem Empfinden nach weder der Sozial-Arbeit noch mir bzw. den darin beschäftigten Menschen gut tat - so hatte ich ursprünglich auch nie arbeiten wollen! In meinem Leben war der so genannte soziale 'rote Faden' immer vorhanden und gelebt worden, allgemein gesehen hatte er sich meiner Meinung nach jedoch nicht nur 'ver-materialisiert' sondern eben auch 'ver-bürokratisiert'. Dieses zahlt sich jedoch bis heute noch nicht in angemessener Honorierung von Sozial-Arbeit, also 'Arbeit mit dem Menschen', aus (Vergleiche: Wirtschaft, Technik…)! Wie viele Demonstrationen und Einsichten wird es noch erfordern???
Das alles, sowie die Vorteile, die meine so genannte 'Gnade der frühen Geburt' mit sich brachten, waren deutliche Zeichen, für Neues und Veränderung zu sorgen, um so noch mehr Lebens-Freude mit mehr Zeit für Kreativität und Spiel-Raum und Lebendigkeit und Selbst-Fürsorge im Hier und Jetzt zu erleben! So soll es für mich demnach auch immer und weiterhin 'life-work-balance' heißen – denn so fand auch DREIERLEI vor bereits zwölf Jahren seinen Urspung...

Ich bin sehr dankbar für das große Glück, die Möglichkeit bekommen zu haben, mein o.g. Arbeitsleben vor zehn Jahren beenden zu können - gleichwohl hätte ich diese spannenden Erfahrungen nicht missen wollen. Die unendlichen Inspirationen, alle Hilfestellungen und mit mir verbundenen ungezählten Menschen und großartigen Freunde, die mir auf meinen bisherigen und verschlungen erscheinenden Lebenswegen begegneten, mich begleiteten, mir wohl gesonnen waren, mich immer unterstützten und stärkten, bzw. dieses auch weiterhin tun - mein großer Dank sei hiermit ausgedrückt!

Gespannt, neugierig, voller Freude – gleichwohl auch erschüttert und stellenweise deprimiert über aktuelles Weltgeschen und dessen Widrigkeiten, lebe ich - und schaue somit täglich, was auf mich zukommt sowie es sich trotz gesundheitlicher Einschränkungen so gut gestalten lässt, wie möglich (vor 20 Jahren hatte eine Immunsystem-Schwäche dazu geführt, dass ich seitdem künstliche Haare trage).

Mehr Zeit für mich bedeutet weiterhin eben auch, mehr Kreativität - zum Beispiel für Fotografie, Betreuung von Kultur-events, Meditations-Angebote, etwas Ehrenamtlichkeit, meinen Garten, das Pflegen von Freundschaften sowie das Kreieren von Gedichten 'Gereimtes und Ungereimtes aus dem Leben' vom Oktober 2022 und ein autobiografisches Buch vom Oktober 2017 'Es hätte auch alles ganz anders kommen können...'.  (Bei Interesse an Lesungen, auch mit musikalischer Begleitung, bitte schreiben/anrufen.

Mitte 2016 konnte ich mit der Unterstützung eines Freundes eine professionelle CD erstellen: 'Ent-Spannung für Körper und Geist' 

Mit meinen vielen Erfahrungen und dem Wissen, dass alles in dieser 'irren' Welt und in mir im Fluss und in stetiger Veränderung begriffen ist, sowie in Wechselwirkung zueinander steht, bin ich voller Vertrauen, Liebe, Zuversicht, Mitgefühl, Achtsamkeit, Hingabe, Demut und Dankbarkeit - und auch meistens ganz schön entspannt...

Und wer bis hier zu Ende gelesen hat, ist wirklich tapfer - herzlichen Glückwunsch - und danke!

 

"Entspanne Dich, lass' das Steuer los! Trudle durch die Welt, sie ist so schön!" 

Kurt Tucholsky

 

Erstellt: Frühling 2012

Letzte Änderung: Frühjahr 2024